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PresseEcho

01/2007
blz - Zeitschrift der GEW Berlin

Paul Löbe & Company - unternehmerische Vielfalt an einer Hauptschule

von der Paul-Löbe-Schule

Wirtschaftliche Zusammenhänge hautnah erfahren, Eigeninitiative entwickeln, Kontakte zu Unternehmen knüpfen und wichtige Kompetenzen für den Übergang von der Schule in das Berufsleben entwickeln, das sind nur einige Stichworte, mit denen eine Schülerfirma beschrieben werden kann. SchülerInnen planen, produzieren und verkaufen Produkte oder bieten Dienstleistungen an und qualifizieren sich so für das Berufsleben. Dabei erwerben sie nicht nur ökonomischen Qualifikationen, sondern auch Schlüsselkompetenzen wie Eigeninitiative, Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft. Nicht zuletzt gewinnen auch die Kooperationen von Schulen und Unternehmen dadurch eine besondere Bedeutung.

Schülerfirmen sind in erster Linie eine pädagogische Veranstaltung. Sie sind Teil von Unterricht und dienen der Vermittlung von Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten. In allen Außenbeziehungen ist immer mit Nachdruck auf die pädagogische Zielsetzung hinzuweisen, eventuell erzielte Gewinne sind dem z.B. unterzuordnen.

Jede Schülerfirma wird von einer verantwortlichen Lehrkraft im Rahmen des Arbeitslehreunterrichtes betreut. Die Rolle der Lehrkraft ist dabei abhängig von den Fähigkeiten und Fertigkeiten der Mitarbeiter der Firma. Es gilt dabei der Grundsatz: Soviel Eigenverantwortung der Mitarbeiter wie möglich, soviel Hilfe wie nötig. Wenn möglich, sollte sich die Lehrkraft auf die Funktionen Moderation, Beratung und Controlling beschränken. Möglichst viele Inhalte des wirtschaftskundlichen Unterrichts sollten praxisorientiert am Beispiel des Geschehens in der Firma behandelt werden.

Soziale Prozesse, die im Alltag der Schülerfirma ablaufen, sind immer wieder zu thematisieren, zu reflektieren und vor dem Hintergrund von Zukunftsfähigkeit zu bewerten. Beim Ausscheiden aus der Firma werden den SchülerInnenn die Leistungen in Form eines Arbeitszeugnisses bescheinigt. An der Paul-Löbe-Schule sind in den letzten vier Jahren acht Schülerfirmen gegründet worden. Die ersten Firmen entstanden aus AGs. SchülerInnen aus allen Jahrgangstufen konnten an ihnen freiwillig teilnehmen. Im Schuljahr 2004/2005 wurden sie dann in den Arbeitslehreunterricht der 10. Klassen eingebettet. Jede SchülerIn musste sich bei einer der Schülerfirmen bewerben und mindestens vier Stunden wöchentlich dort arbeiten. Ein Schuljahr später ist dies auf die 9. Klassen ausgeweitet worden, sodass die Schüler des 8. Jahrganges sich bereits für die Aufnahme in einer Schülerfirma bewerben mussten. Aktuell wurden in diesem Schuljahr 2006/2007 die zwei Schülerfirmen Malerei sowie Deko & Design gegründet.

Paper & Co. aus Sicht der SchülerInnen

Am Anfang stand im Jahr 2003 die völlige Neuordnung des alten Buchbestandes, der auf Tauglichkeit, eventuelle Beschädigungen oder mehrfachen Bestand durchgesehen werden musste. Zugleich galt es zu überlegen, wie der zur Verfügung stehende Platz am besten ausgenutzt werden konnte. Regale wurden den neuen Anforderungen entsprechend umgestellt und mit Schildern versehen, aus denen man entnehmen konnte, welche Bücher sich in den Regalen befinden.

Der Buchbestand wurde computermäßig erfasst und die einzelnen Bücher wurden mit einem Strichcode versehen. Dies erleichtert sowohl den Überblick über den aktuellen Stand der ausleihfähigen Bücher, als auch das eigentliche Ausleihverfahren. Wo früher noch per Hand eingetragen werden musste, wer welches Buch ausgeliehen hat, hat heute der Scanner seinen Einzug gehalten.

Die Buchausleihe ist generell kostenlos und in erster Linie auf die Lehrer und Schüler der Paul- Löbe-Schule beschränkt. Für die Ausleihe ist ein Leseausweis erforderlich, der in der ersten Ausfertigung kostenlos abgegeben wird. Falls dieser Leseausweis abhanden kommt, muss der Leser die Herstellungskosten des neuen Leseausweises übernehmen.

Viele Bücher sind auch als Klassensatz vorhanden, so dass die Lehrer für ihre Klasse einen ganzen Satz ausleihen können. Um die Übersichtlichkeit der Bücherei nicht zu gefährden, ist im Präsenzteil meist nur ein Band des Klassensatzes vorhanden. Die weiteren Bücher dieses Satzes befinden sich im hinteren Teil der Bücherei und werden als Klassensatz nur an Lehrer der Paul-Löbe-Schule ausgeliehen. Das Ausleihverfahren wird von der Schülerfirma Paper & Co organisiert und durchgeführt.

Die Gründung

Gleichzeitig mit der Neuorganisation der Bücherei wurde der Schreibwarenladen „Paper & Co“ ins Leben gerufen, der mit der Bücherei nicht nur räumlich eng verbunden ist. Neben gleichen Öffnungszeiten sind auch die Mitarbeiter von „Paper & Co“ an der Ausleihe beteiligt.

Im Schreibwarenladen gibt es fast alles zu kaufen, was in einem Büro benötigt wird. Papier, Bleistifte, Radiergummis, Anspitzer oder Kugelschreiber stellen nur einen kleinen Teil des großen Angebots dar. Um möglichst preiswert an die zu verkaufenden Waren zu kommen, haben wir in vielen Katalogen nach den preiswertesten Angeboten gesucht und die Dinge dort bestellt.

Die nötige Zwischenfinanzierung zwischen Einkauf und Verkauf wurde von unserem Klassenlehrer, Herrn Parizek, durch einen zins losen Kredit in Höhe von 150 Euro sichergestellt. Um auch einen Verdienst zu erzielen und die anfallenden Unkosten zu decken, wird auf die eingekauften Waren ein kleiner Aufschlag erhoben.

Trotz dieses Aufschlages sind die verkauften Waren jedoch so günstig, dass sich der Aufwand in jedem Fall gelohnt hat. Kugelschreiber sind beispielsweise schon für 10 Cent zu haben.

Um einen klaren Überblick über den Warenbestand und die Einnahmen und Ausgaben zu bekommen, ist eine gut funktionierende Buchhaltung unumgänglich. Auch hier bedient man sich der Hilfe durch den Computer. Der Computer wird gemeinsam von der Schreibwarenfirma „Paper & Co“ und von der Bücherei genutzt.

Die Arbeit in der Firma

In den Hofpausen sind abwechselnd zwei Schüler in der Bücherei. Die Schüler haben die Aufgaben als Aufpasser als Verkäufer der Schreibwaren und als Ausleiher der Medien. In der Bücherei und im Klassenzimmer haben wir Rechner stehen, die wir zum Schreiben von Texten, die wir in der Wochenplan-Arbeit aufbekommen haben, nutzen können.

Seit wir die Bücherei führen, gibt es einen Bücherei- Ausweis und man kann sich auch DVD, Playstation- und Pc-Spiele ausleihen. Es gibt auch Schüler, die sich Bücher ausleihen, die sie für ein Referat brauchen oder die sie einfach nur so zuhause lesen wollen. Wenn man in der Bücherei arbeitet, dann ist es meist viel leiser als in der Klasse und man kann schneller seine Aufgaben erledigen und kommt zu einem besserem Ergebnis. Es sei denn, es kommen viele auf die Idee in der Bücherei zu arbeiten, dann kann es hier auch ganz schön laut werden.

Die aktuelle Entwicklung

Seit September 2006 arbeiten neun Schüler in der Schülerfirma Paper & Co und setzen die Entwicklungen fort. Neben dieser ersten Schülerfirma haben wir noch eine Reihe weiterer Firmen entwickelt.

Produkte und Dienstleistungen unserer acht Firmen:

• Sie können Portraitfotos machen lassen,

• Druckerpatronen füllen lassen,

• sich Namenschilder anfertigen lassen,

• Ihre Ski pflegen lassen,

• kleine Speisen und Getränke zu sich nehmen,

• weitere Produkte anschauen und kaufen und

• bei unserem Gewinnspiel solche Produkte gewinnen.

Diese Firmen sind:

• Das Team unserer Cafeteria, das während der Unterrichtszeit die Schüle- und Lehrerschaft mit Getränken, Snaks, Brötchen und Kuchen versorgt.

Löbes Foto Factory stellt Portrait- und Passfotos in digitaler Qualität für Sie her. Klassen- und Gruppenfotos hat das Fototeam in Schulen und Kitas zur großen Zufriedenheit der dortigen Kunden hergestellt.

Paper & Co. versorgt unsere Schülerschaft mit Schreibwaren und organisiert in professioneller Form unsere Schülerbücherei.

• Kleine Möbelstücke und Gebrauchsgegenstände aus Holz produzieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firma Möbel & Design. Auch Sport und Spielgeräte für Kitas wurden bereits in dieser Firma hergestellt.

• Das Team von Pauls Skikeller stattet nicht nur die alljährlichen Schulskifahrten unserer Schule materiell aus, sondern bietet ihren professionellen Skiservice und die Ausleihe auch modernen Skimaterials für alle Kunden an.

• Firmenschilder, Schlüsselanhänger, die Gravur unterschiedlicher Materialien, aber auch die Herstellung von Spiel- und Gebrauchsmaterialien in optimaler Gestaltung bietet die Firma Schilder & Design an.

 • Marketing & Finanzen ist eine Service-Abteilung für die plobs-Firmen.

• Erst im letzten Schuljahr ist unsere Textilwerkstatt unter das Dach der plobs-Schülerfirmen aufgenommen worden. Schwerpunktmäßig werden hier Gardinen und Schürzen hergestellt.

INFOKASTEN 1

 KLEINE RECHTSKUNDE

1. Die Gründung von Schülerfirmen bedarf der Genehmigung der Schulleitung.

2. Bestehende Gesetze müssen beachtet werden.

Es darf weder mit gefährlichen oder verbotenen Produkten gehandelt werden, noch dürfen diese produziert werden. Dazu gehören u. a. Feuerwerkskörper, Rauschgifte, Waffen etc.

Es sind auch die Gesetze zu beachten, die z. B. den Handel mit Süßigkeiten in der Schule oder eine Autowäsche im Freien verbieten, sowie bei handwerklicher Tätigkeit solche Arbeiten, die dem Meisterbetrieb vorbehalten sind. Auch die Beachtung der Hygienevorschriften beim Betrieb einer Cafeteria sind wichtig.

3. Schülerfirmen sollten keine Konkurrenz zur heimischen Wirtschaft bilden. In Zweifelsfällen sind ein Gespräch und eine Zusammenarbeit mit den eventuell örtlich konkurrierenden Betrieben hilfreich.

Beispiele: Bei einer Schulcafeteria könnten die Brötchen von den heimischen Bäckereien bezogen werden, bei Computerfirmen könnte der Materialkauf bei örtlichen Fachhändlern geschehen.

4. Die Schülerfirmen sollten sich bewusst sein, welche Verantwortung sie mit der Produktion oder dem Handel von Waren übernehmen können. Beispiele für hohe Verantwortung: Restauration von Antikmöbeln, Herstellung und Reparatur von Computern.

5. Es dürfen keine Namen von realen Firmen übernommen werden. Das Gleiche gilt für Logos, Werbeauftritte.

6. Alle Geschäftsvorgänge wie Einnahmen und Ausgaben sind in einer einfachen, aber ordentlichen Buchführung festzuhalten.

7. Da Schülerfirmen innerhalb der gesetzten Grenzen nicht steuerpflichtig sind, darf bei Rechnungsstellung keine Mehrwertsteuer ausgewiesen werden.

8. Der Jahresumsatz der Schülerfirmen an einer Schule darf 30.678 Euro nicht überschreiten, und es darf nicht mehr Gewinn als 3.835 Euro erwirtschaftet werden.

9. Schülerfirmen sind als schulische Veranstaltung unter dem Dach der Schule versichert.

10. Alle Einkäufe und Ausgaben müssen vorher mit dem Projektleiter oder Lehrer abgesprochen werden. Über den festgelegten Finanzrahmen hinaus dürfen keine Schulden gemacht werden.

Aus: www.schuelerfirmen.com

 

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